Die 5 größten Stillmythen

Wir alle haben sicherlich hier und da schon einmal gehört, dass dieses und jenes ganz wichtig sei während der Stillzeit, und dass man gewisse Sachen niemals tun darf, wenn man denn erfolgreich sein Baby Stillen möchte.
So kann es passieren, dass man schon voller vermeintlichem Fachwissen in seine eigene Stillbeziehung geht, mit bestem Wissen und Gewissen, und es dann doch nicht wie erhofft klappt. Falsche Informationen, man bekommt sie nicht nur von einer Bekannten gesagt, sondern leider auch oft durch Fachpersonal vermittelt, und fehlende Erfahrung tragen dann dazu bei, dass eine der schönsten Sachen der Welt zu einem besorgniserregenden, verängstigenden Zustand führen, der dann über Kurz oder Lang zum Abstillen führt.

Zu Beginn meiner eigenen Stillzeit habe ich auch auf das grosse Repertoire an in meinem Kopf abgespeicherten Aussagen zurückgegriffen, und schnell bemerkt, dass das alles ganz schön hinderlich und kompliziert ist. Dabei wollte ich doch einfach "nur" Stillen.

Mit Stillmythen ist es wie mit anderen Mythen auch - es wird viel um sie geredet, aber keiner weiß, was definitiv der Wahrheit entspricht, und auch nur das hinzufügen oder weglassen eines Wortes oder ändern eines Satzes lässt völllig falsches Licht auf die ganze Sache fallen...

1. Stillen tut weh.

"Stillen tut weh, da musst du dich dran gewöhnen."
Diesen Satz habe auch ich zu Beginn meiner Stillzeit gehört, sogar nicht selten.
Also habe ich es mit der Hoffnung des baldigen Gewöhnens so hingenommen, und jedes mal grosse Schmerzen erlitten.
Nach 3 Monaten durfte ich dann endlich lernen: Stillen DARF nicht weh tun! Allenfalls ein anfängliches empfindlichsein der Brustwarzen ist normal, welches sich nach wenigen Tagen (!) nach der Geburt legt.
Wenn man starke Schmerzen beim Stillen hat, oder auch danach, muss das unbedingt abgeklärt werden, denn es ist nicht normal, dass man Schmerzen erleiden muss.

2. Erst nach 3 Stunden wieder stillen.

"Angedickte, noch nicht verdaute Milch im Magen des Babys trifft auf frische Milch, und das macht Bauchschmerzen."
Ich habe ebenfalls die ersten Wochen und Monate immer auf die Uhr gekuckt, weil ich meinen Babys auf gar keinen Fall Bauchweh verschaffen wollte. Und auch unser Besuch durfte nur in diesem 3 Stunden Zeitfenster kommen... Ein Anruf am Morgen, mit der Bitte, nachmittags kommen zu dürfen, ließ mich also den ganzen Tag bis dahin durchrechnen, und nicht selten dachte ich mir, wie kompliziert dieses gestille doch ist.
Fakt ist aber, dass die Uhr überhaupt keine Rolle spielt, und man sein Baby nach Bedarf Stillen soll - nach dem Bedarf des Kindes, und nach dem eigenen Bedarf. Und wenn die letzte Mahlzeit gerade mal eine halbe Stunde her ist, der zweite Hunger sich aber nochmal bemerkbar macht, einfach ein Nachtisch erbeten wird, oder Ihr Baby zum Beispiel nur kurz seinen Durst stillen möchte, dann DARF es das jederzeit, und Sie DÜRFEN beim Stillen jegliche Zeiteinschränkungen vergessen.

3. Vom Stillen bekommt man Hängebrüste.

"Überleg´dir gut, ob du wirklich Stillen willst, denn davon bekommt man Hängebrüste!"
Zugegeben, da überlegt man schon mal eben kurz, ob man sich das wirklich "antun" möchte. Vielleicht haben Sie sich schon einmal mit einer Mama unterhalten, eventuell sogar mit Ihrer eigenen, die Ihnen glaubhaft und sehr überzeugt erklärt hat, dass das Stillen Ihres Kindes schuld daran sei, dass sie jetzt "so aussieht".
Es ist tatsächlich so, dass die Hormone, die während der Schwangerschaft gebildet werden, dafür verantwortlich sein können, wenn Ihre Brust danach nicht wieder an Ort und Stelle ist, wie vor der Schwangerschaft.  Zudem spielt die eigene Veranlagung und das Bindegewebe eine große Rolle. Dass man also vom Stillen Hängebrüste bekommt, ist tatsächlich ein Mythos, der nicht der Wahrheit entspricht.

4. Keine Kohlensäure, Zitrusfrüchte oder blähenden Lebensmittel.

Hier kommt die gute Nachricht: Sie müssen kohlensäurehaltige Getränke genausowenig meiden, wie Zitrusfrüchte oder Zwiebeln oder sämtliche andere Lebensmittel, die Ihnen vielleicht gerade im Kopf herum schwirren.
Muttermilch wird aus Blut gebildet, und Ihrem Blut ist es in der Regel egal, ob Sie stilles Wasser bevorzugen, oder gerne mal eine selbstgemachte Limonade mit frischen Zitronen trinken. Wenn Sie jedoch die Vermutung haben, dass Ihr Baby Blähungen aufgrund eines von Ihnen verzehrten Lebensmittels hat, oder der Popo mal rot ist, dann können Sie besagtes Lebensmittel reduzieren, bzw. für eine Zeit komplett meiden, um so zu sehen, ob es besser wird. Bedenken Sie aber, dass zum Beispiel Asiatinnen oder Türkinnen auch problemlos Stillen können, obwohl Knoblauch, Zwiebeln und Co. des öfteren auf dem Teller landen. In der Regel gilt: alles, was Sie in der Schwangerschaft genossen haben, kennt Ihr Kind schon über das Fruchtwasser, und sollte in der Stillzeit keine Probleme machen.

5. Wenn das Baby oft stillen möchte, reicht die Milch nicht.

Doch, im Normalfall schon. Halten Sie sich bitte vor Augen - Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, es geht um viel mehr: die Nähe, die Bindung, das zur Ruhe kommen, die Verarbeitung des Tages und und und... 
Wenn Ihr Baby ab den frühen Nachmittagsstunden und zum Abend, bzw. zur Nacht hin unruhig wird, und scheinbar nur an der Brust zur Ruhe kommt, dann nennt man das Clusterfeeding, und das ist ein völlig normales Verhalten. Damit signalisiert das Kind Ihrer Brust, ausreichend Milch für die kommenden Stunden, die kommende Nacht und den darauffolgenden Tag zu produzieren. Das heißt also, dass diese Clusterfeedingphasen sehr wichtig sind für die Milchbildung, die Aufrechterhaltung der Milchmenge und deren Erhöhung. Gönnen Sie sich in diesen Stunden die Ruhe, und genießen Sie die intensive Nähe zu Ihrem Baby.